Steuerliche Unterschiede zwischen Freiberuflern und Kleingewerben

In Deutschland gibt es verschiedene Möglichkeiten für Selbstständige, ihre Tätigkeit auszuüben, darunter die Rechtsformen als Freiberufler und als Kleingewerbetreibender.

Ein entscheidender Aspekt, der bei der Wahl zwischen diesen beiden Optionen berücksichtigt werden sollte, sind die steuerlichen Unterschiede. Dieser Artikel beleuchtet die wesentlichen steuerlichen Aspekte, die Freiberufler und Kleingewerbetreibende betreffen, sowie die Vor- und Nachteile der jeweiligen Steuerregime.

Definition der Rechtsformen

Bevor wir ins Detail gehen, ist es wichtig, die beiden rechtlichen Kategorien zu verstehen.

Freiberufler

Freiberufler sind Selbstständige, die in einem der freien Berufe (wie Ärzte, Anwälte, Ingenieure, Architekten, Künstler) tätig sind. Diese Berufe sind durch spezielle Anforderungen an Qualifikation und Ausbildung gekennzeichnet. Freiberufler unterliegen nicht der Gewerbesteuer und haben einfachere steuerliche Verpflichtungen, was ihnen erheblich bei der Buchführung hilft https://finom.co/de-de/blog/ab-wann-muss-man-ein-gewerbe-anmelden/

Kleingewerbe

Kleingewerbetreibende hingegen betreiben ein gewerbliches Unternehmen, das bestimmte Umsatzgrenzen nicht überschreitet. In Deutschland liegt die Umsatzgrenze für ein Kleingewerbe in der Regel bei 22.000 Euro im Jahr. Diese Unternehmenskategorie ist rechtlich von den Betreibern zu unterscheiden, und die steuerlichen Anforderungen sind umfangreicher.

Steuerliche Behandlung

Ein zentraler Punkt, der die beiden Rechtsformen unterscheidet, ist die Art, wie sie steuerlich behandelt werden.

Einkommensteuer

Sowohl Freiberufler als auch Kleingewerbetreibende unterliegen der Einkommensteuer, die auf ihre Gewinne erhoben wird. Bei beiden Rechtsformen wird der Gewinn ermittelt, indem die Betriebsausgaben von den Betriebseinnahmen abgezogen werden.

Freiberufler

Freiberufler haben den Vorteil, dass sie in der Regel ein vereinfachtes Verfahren bei der Einkommensteuer nutzen können. Sie sind in der Lage, eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) zu erstellen, um ihre Gewinne zu ermitteln. Dies bedeutet weniger Aufwand in der Buchführung und weniger Komplexität bei der steuerrechtlichen Betrachtung. Dies ist besonders vorteilhaft für die Freiberufler, die oft mit weniger administrativem Aufwand arbeiten.

Kleingewerbe

Kleingewerbetreibende müssen ebenfalls eine EÜR nutzen, solange ihre Einnahmen unter der Kleingewerbe-Grenze liegen. Dies ist jedoch oft mit zusätzlichem bürokratischem Aufwand verbunden, insbesondere wenn die Buchführung umfangreicher wird oder die Umsatzgrenze überschritten wird.

Gewerbesteuer

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Freiberuflern und Kleingewerben ist die Gewerbesteuer.

Freiberufler

Freiberufler sind von der Erhebung der Gewerbesteuer befreit. Das bedeutet, dass sie keine zusätzlichen steuerlichen Belastungen durch die Gemeinde zahlen müssen, in der sie tätig sind. Dies ist ein erheblicher Vorteil, da es Freiberuflern mehr finanziellen Spielraum verschafft und die Steuerbelastung insgesamt reduziert.

Kleingewerbe

Kleingewerbetreibende hingegen müssen Gewerbesteuer zahlen, wenn ihr Gewinn über dem Freibetrag von 24.500 Euro liegt. Die Höhe der Gewerbesteuer variiert je nach Gemeinde und kann einen bedeutenden Kostenfaktor darstellen. Diese Steuer ist eine zusätzliche Belastung, die in die Gesamtsteuerlast für Kleingewerbetreibende einfließt.

Umsatzsteuer

Ein weiteres wichtiges Thema sind die Regelungen zur Umsatzsteuer.

Freiberufler

Freiberufler können unter bestimmten Voraussetzungen von der Umsatzsteuerpflicht befreit sein, insbesondere wenn sie die Kleinunternehmerregelung in Anspruch nehmen. Diese Regelung gilt, wenn die Einnahmen im Vorjahr 22.000 Euro und im laufenden Jahr 50.000 Euro nicht übersteigen. In diesem Fall müssen Freiberufler keine Umsatzsteuer auf ihre Rechnungen erheben und abführen, was ihre administrative Belastung verringert.

Kleingewerbe

Kleingewerbetreibende haben ebenfalls die Möglichkeit, die Kleinunternehmerregelung in Anspruch zu nehmen. Wie bei Freiberuflern gilt auch hier die Voraussetzung, dass die Einnahmen die festgelegten Grenzen nicht überschreiten. Wenn ein Kleingewerbetreibender jedoch über diese Grenzen hinaus Umsatz erzielt, wird er umsatzsteuerpflichtig und muss Umsatzsteuer auf seinen Rechnungen erheben.

Buchführungspflichten

Die Art und Weise, wie die Buchführung durchgeführt wird, kann sich ebenfalls von Rechtsform zu Rechtsform unterscheiden.

Freiberufler

Freiberufler dürfen in der Regel eine vereinfachte Buchführung führen. Sie benötigen lediglich eine einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung, was den Arbeitsaufwand und die Komplexität der Buchhaltung erheblich reduziert. Vielleicht ist dazu zu sagen, dass durch den geringeren bürokratischen Aufwand auch weniger Fehler in den Unterlagen auftreten können.

Kleingewerbe

Kleingewerbetreibende müssen ebenfalls eine EÜR führen, können jedoch bei höheren Umsätzen verpflichtet sein, eine doppelte Buchführung durchzuführen. Dies bringt zusätzliche Anforderungen in Bezug auf die Buchhaltung mit sich und kann den administrativen Aufwand erhöhen.

Vor- und Nachteile der steuerlichen Behandlung

Es ist wichtig, die Vor- und Nachteile der steuerlichen Behandlung beider Rechtsformen zu betrachten.

Vorteile für Freiberufler

  • Keine Gewerbesteuer: Dies reduziert die Gesamtsteuerlast erheblich.
  • Einfachere Buchführung: Weniger administrativer Aufwand durch die Nutzung einer EÜR und weniger Verpflichtungen.
  • Steuerliche Vorteile: Freiberufler können oft von speziellen steuerlichen Regelungen profitieren.

Nachteile für Freiberufler

  • Begrenzte Tätigkeitsbereiche: Die Möglichkeit, als Freiberufler tätig zu werden, ist auf bestimmte Berufe beschränkt.

Vorteile für Kleingewerbe

  • Flexibilität: Kleingewerbe können in den unterschiedlichsten Branchen tätig sein, was die Geschäftsmöglichkeiten erweitert.
  • Möglichkeiten zur Expansion: Erfolgreiche Kleingewerbe können in größere Unternehmensstrukturen übergehen.

Nachteile für Kleingewerbe

  • Gewerbesteuerpflicht: Dies kann einen erheblichen Kostenfaktor darstellen.
  • Aufwendigere Buchführung: Höhere Anforderungen an die Buchhaltung, insbesondere bei steigenden Umsätzen.

Fazit

Die Entscheidung zwischen kleingewerbe oder freiberufler hat weitreichende steuerliche Konsequenzen, die gut überlegt sein sollten. Während Freiberufler von einigen steuerlichen Vorteilen profitieren, stehen Kleingewerbetreibende vor anderen Herausforderungen und Pflichten.

Bevor Sie sich entscheiden, ist es ratsam, sich umfassend zu informieren und gegebenenfalls rechtliche Beratung in Anspruch zu nehmen. Eine gut durchdachte Wahl der Rechtsform kann Ihnen helfen, Ihre Steuerlast zu optimieren und Ihre finanzielle Zukunft erfolgreicher zu gestalten. Denken Sie daran, dass die steuerlichen Unterschiede zwischen Freiberuflern und Kleingewerben nicht nur Ihre Steuerlast, sondern auch Ihren administrativen Aufwand und Ihre geschäftlichen Möglichkeiten beeinflussen können.


RobertBailey

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